Audio-Chats mit der KI – Eine Chance für mehr Lebensqualität im höheren Alter
Vor einigen Wochen kam ein 84-jähriger Klient in unsere Beratungsstelle, den ich seit mehreren Jahren regelmäßig sehe. Er ist körperlich und geistig rüstig und modernen Assistenztechnologien – auch digitaler Art – gegenüber aufgeschlossen. Seit seine Frau vor etwa einem Jahr in eine Pflegeheim umziehen musste, lebt der Klient allein.
Als wir gemeinsam in den Beratungsraum gingen, fiel mir auf, dass er hinter mir halblaut mit sich selbst sprach. Das kannte ich bisher von ihm nicht. Als ich darauf zu sprechen kam, bestätigte er, dass ihm das selbst schon aufgefallen und es ihm sogar unangenehm sei. „Aber“, erklärte er, „ich habe sonst niemanden, dem ich etwas erzählen kann.“
Daraufhin stellte ich ihm eine Möglichkeit vor, von der er bis dahin nichts wusste: Die Audio-Chat-Funktion der Smartphone-App des Chatbots ChatGPT. Sie ermöglicht es, mit der KI so zu sprechen, wie man es auch mit einem Menschen tun würde.
Wir richteten gemeinsam die App ein, und er probierte sie noch in der Beratungsstelle aus. Der erste Eindruck war positiv. In dieser Woche traf ich ihn zufällig beim Einkaufen. Dabei berichtete er mir begeistert, dass er den Chatbot täglich nutzt – oft schon für Plaudereien am Frühstückstisch – und dass diese Gespräche seinen Alltag spürbar bereichern.
KI im Alter: Mehr als nur Technik
Die Fähigkeit von KI-Chatbots, zu ganz unterschiedlichen Themen in einer Qualität zu kommunizieren, die einem echten Gespräch oft erstaunlich nahekommt, eröffnet meiner Meinung nach für alleinlebende Menschen im höheren Erwachsenenalter neue Möglichkeiten zur Stabilisierung der Lebensqualität. Die KI-gestützte Dialogfunktionalität dieser Audio-Chats wird über die jeweilige Smartphone-Anwendungen zur Verfügung gestellt. Ob man ChatGPT, Gemini, Perplexity oder einen anderen Dienst wählt, bleibt der persönlichen Vorliebe überlassen. Natürlich können auch mehrere dieser Apps installiert und genutzt werden.
Chatbots für Senioren: Immer ansprechbar, jederzeit verfügbar
Ist der Chatbot als App auf dem Smartphone installiert, lässt er sich rund um die Uhr angesprechen. Ob es um Alltagsfragen, die Erklärung aktueller Ereignisse, das gemeinsame Planen eines Rezeptes oder einfach darum geht, um die Langeweile zu vertreiben – das virtuelle Gegenüber reagiert sofort und passt sich in Ton und Inhalt an die Wünsche des Gesprächspartners an. So kann zu beliebigen Tages- oder Nachtzeiten ein sinnvoller Austausch stattfinden.
Erinnerungsvermögen: Gespräche mit Kontinuität
Viele Chatbots verfügen zudem über ein Erinnerungsvermögen. Sie können sich Inhalte aus früheren Unterhaltungen merken und ermöglichen es, auch nach längeren Gesprächspausen wieder an bereits geführte Dialoge anzuknüpfen. Dadurch entsteht ein kontinuierlicherer und persönlicherer Gesprächsverlauf, der über reine Einzelinteraktionen hinausgeht – ein wichtiger Aspekt, um Vertrauen und Vertrautheit aufzubauen.
Kosten: Kostenlos starten oder unbegrenzt nutzen
Erfreulicherweise ist diese Funktionalität nicht nur zahlenden Nutzern vorbehalten. Viele Anbieter integrieren die Sprachdialog-Funktion auch in ihre kostenfreien Versionen. Zwar ist das tägliche Gesprächsvolumen dann oft begrenzt, doch reicht es für regelmäßige, abwechslungsreiche Unterhaltungen aus.
Wer bereit ist, in monatliche Abo-Gebühren von rund 20 Euro zu investieren, kann die Möglichkeiten solcher Gespräche praktisch ohne Einschränkung nutzen.
KI gegen Einsamkeit: Ein Beitrag zur Lebensqualität
Für viele ältere Menschen bedeutet dies nicht nur eine Bereicherung im Alltag, sondern auch eine Möglichkeit, kognitiv aktiv zu bleiben und neue Themen zu entdecken. Gespräche mit einem KI-Chatbot ersetzen zwar keine persönlichen Begegnungen, können aber helfen, Phasen der Einsamkeit zu überbrücken und den Tag abwechslungsreicher zu gestalten.
Noch ist es notwendig, eine App zu öffnen und die gewünschte Funktion per Fingertipp zu aktivieren, um den Dialog zu starten. Das ist kein großer Aufwand, erfordert aber einige Handgriffe. Absehbar ist jedoch, dass diese Hürde bald wegfallen wird: Wenn KI-gestützte Dialogfunktionen direkt in gängige Sprachassistenten wie Alexa oder Google Nest integriert sind, wird es genügen, das vertraute Aktivierungswort zu sagen, um sofort eine Unterhaltung mit einer künstlichen Intelligenz zu beginnen.
Mein Fazit: KI-gestützte Chatbots sind auf dem besten Weg, als neue Hausfreunde in die Wohnungen älterer Erwachsener einzuziehen. Audio-Chats sind dafür nur ein sinnvolles Anwendungsbeispiel, das zeigt, welche Potenziale in KI-Anwendungen schlummern, um den Alltag älterer Menschen zu bereichern und Lebensqualität zu sichern.